Hundert Bäume und ein Bier zum Jubiläum – Vorläufige Bilanz der 25. Brandenburger Landpartie
Datum: 16. Juni 2019
Schönwalde-Glien – Für Landrätin Kornelia Wehlan, Landwirtschaftsminister Jörg Vogelsänger und andere Prominente begann der vergangene Sonnabend mit harter Arbeit in brütender Hitze. Auf dem Reha-Gut der Arbeiterwohlfahrt (AWO) in Kemlitz im Landkreis Teltow-Fläming halfen sie mit, 100 Obstbäume zu pflanzen. Gleich drei Jubiläen wurden dort am Wochenende gefeiert. Die Brandenburger Landpartie startete in ihre 25. Runde, das Reha-Gut als Gastgeber der zentralen Eröffnungsveranstaltung feierte zugleich sein 25-jähriges Bestehen und die AWO als Trägerin des Betriebs blickt auf eine 100-jährige Geschichte zurück. In ganz Brandenburg hatten an diesem Wochenende weit über 200 ländliche Betriebe und Einrichtungen für Besucher geöffnet.
Landwirtschaftsminister Jörg Vogelsänger lobte zur Eröffnung das Engagement der vielen Helferinnen und Helfer, die jedes Jahr zum Erfolg der Landpartie beitragen. Für Hendrik Wendorff, Präsident des Landesbauernverbandes Brandenburg, rückt die Landpartie „die Dörfer für zwei Tage in den Mittelpunkt“. Dorothee Berger, stellvertretende Vorsitzende des Verbandes pro agro, sieht in der Veranstaltung die Chance, junge Leute für grüne Berufe zu begeistern. Jutta Quoos, Chefin der Brandenburger Landfrauen, warb um Unterschriften für die Initiative „Mehr als nur ein Summen“, mit denen verschiedene Verbände mehr Insektenschutz fordern. Die Verbindung von Landwirtschaft und Naturschutz war ein großes Thema der diesjährigen Landpartie. So zeigten viele Betriebe, wie sie mit Blühstreifen und Hecken die Lebensbedingungen für Insekten und Vögel verbessern und die Landschaft vielfältiger gestalten. Mancherorts gab es für Besucher auch gleich die richtige Blumenmischung für den heimischen Garten.
Seit 25 Jahren will die Landpartie Lust aufs Land und regionale Produkte machen, die Besucher unterhalten, aber auch offen über die Situation der heimischen Landwirtschaft informieren. In Kemlitz stimmte diese Mischung. Kleine und große Gäste hatten dort ihren Spaß bei Rundfahrten auf dem Trecker oder Mähdrescher, es gab eine Oldtimer-Parade mit Dutzenden von Traktoren, Musik und Tanz, Vorführungen des örtlichen Reitervereins und viele regionale Köstlichkeiten – darunter ein Premium Landbier, das in Fürstlich Drehna eigens zur Jubiläumsausgabe der Landpartie gebraut wurde. Bei Rundfahrten mit dem Kremser kamen auch die Herausforderungen zur Sprache, denen sich der Hof mit seinen 1.000 Hektar Land und 400 Milchkühen stellen muss. Die enorme Trockenheit im vergangenen Jahr habe das Futter knapp und teurer gemacht, klagt Geschäftsführer Heiko Terno. Da seien 31 Cent pro Liter Milch aktuell viel zu niedrig. Nur weil auch die Hinterlassenschaften der Tiere in der Biogasanlage in klimafreundliche Energie und hochwertigen Dünger verwandelt werden, komme man einigermaßen über die Runden.
Kleine und große Betriebe öffneten ihre Tore am Wochenende, Familien aus Berlin oder Potsdam nutzten die Gelegenheit zum Ausflug aufs Land, aber auch viele Menschen aus der näheren Umgebung trafen sich auf den Höfen. Ganze Dörfer feierten gemeinsam, wie in Groß Schönebeck im Barnim oder in Groß Schauen im Landkreis Oder-Spree. Im Havelland starteten am Sonntag früh mehrere Radtouren zur Landpartie. Besucher konnten nicht nur durch die Ställe und über Felder streifen, sondern auch erleben wie mit handwerklichem Geschick regionale Lebensmittel erzeugt werden. So verfolgten die Gäste auf dem Bauernhof Wolters in der Uckermark interessiert den Weg von der Milch bis zum fertigen Uckerkaas. Einige Kilometer weiter ließen sich Besucher von der Farbenpracht und dem Duft der Blumen des Rosenguts Fläming betören. Ruhig und beschaulich ging es auf dem Dollshof in Zollchow zu, wo die Landpartie mit einer kleinen Andacht von Pfarrerin Katja Schmiedecke-Lenz und gemeinsamem Gesang inmitten der uckermärkischen Naturlandschaft eröffnet wurde.
Zu den Betrieben, die erstmals zur Landpartie ihre Tore öffneten, gehörte die Lübbincher Milch und Mast GbR, die zur Premiere gleich die Eröffnungsveranstaltung im Kreis Spree-Neiße ausrichtete. Viel Interesse weckte dort das neue Melkkarussell. „Wie finden die Kühe ihren Platz?“, wollten Besucher beim Rundgang wissen, oder: „Wie merken sie, wann sie wieder raus müssen?“ Geduldig beantwortete Geschäftsführer Karl-Heinz Freitag alle Fragen. Die Agrargenossenschaft Unterspreewald in Dürrenhofe gehört zu den sechs Betrieben, die sich an jeder der 25 Landpartien beteiligt haben und dafür am Sonnabend ausgezeichnet wurden. Mehrere Tausend Besucher verfolgten dort ein buntes Bühnenprogramm, versorgten sich im Hofladen mit regionalen Produkten oder ließen sich von vier Kaltblütern im Kremser über die Felder ziehen.
„Viele Besucher zeigten sich beeindruckt vom Engagement der Betriebe“, so das Fazit von Hanka Mittelstädt, Vorsitzende des Verbandes pro agro, der die Brandenburger Landpartie Jahr für Jahr organisiert. Befürchtete Unwetter am ersten Tag der Landpartie blieben aus, doch die schwül-heißen Temperaturen machten sich bei den Besucherzahlen am Samstag bemerkbar: „Bei 35 Grad kann ich es keinem verdenken, lieber zum Baden zu fahren“, meint Heiko Terno. Als Gastgeber der Eröffnungsveranstaltung zeigte er sich dennoch sehr zufrieden: „Wir hatten unterm Strich eine Menge Besucher und haben sehr viele interessante Gespräche geführt.“ Freundlichere Temperaturen lockten am Sonntag mehr Ausflügler auf die Höfe. So ist man beim Verband pro agro zuversichtlich, dass der Einsatz der Betriebe belohnt und am Ende das angepeilte Ziel von 100.000 Besuchern erreicht wird.
Die Brandenburger Landpartie wird unterstützt vom Ministerium für Ländliche Entwicklung, Umwelt und Landwirtschaft des Landes Brandenburg (MLUL). Zentrale Partner des Events sind der Landesbauernverband Brandenburg e.V. und der Brandenburger Landfrauenverband e.V.
Die Brandenburger Landpartie 2020 findet voraussichtlich am 13. und 14. Juni statt.
Weitere Informationen erhalten Sie unter:
www.brandenburger-landpartie.de / www.proagro.de