Spreu vom Weizen – Die Beelitzer Bockwindmühle

Sie ist so etwas wie das Wahrzeichen von Beelitz. Doch nur wenige wissen, was es mit der Bockwindmühle auf sich hat.

Spreu_vom_weizenHarmonisch drehen sich ihre Flügel im Wind. Auf einer kleinen Anhöhe bei Beelitz steht eine hölzerne Bockwindmühle und überragt die bekannte Spargelstadt, die im Frühjahr von vielen Tausend Menschen besucht wird. Doch die majestätische Mühle ist ständig in Gefahr. Bei Windstärke 10 kann das Gebäude wie ein Segelboot kentern, 37 Tonnen Gewicht drücken bei Sturm auf den Bock, der die Konstruktion aufrecht hält.

Ulrich Hyna schaut daher täglich auf das Windfähnchen vor seinem Schlafzimmerfenster. Der gelernte Müller kümmert sich nebenberuflich um die alte Mühle, eine der wenigen in Brandenburg, die noch voll funktionsfähig ist. Und daher gibt es auch nur wenige, die sie bedienen können. Der Beruf des Windmüllers ist quasi ausgestorben.

Zwei bis drei Jahre dauert die Ausbildung. Hyna muss die vier Ruten, wie die Flügel eigentlich heißen, regelmäßig zum Wind ausrichten. Und im Notfall Sturmluken und Fenster öffnen oder schließen. „Wenn Sie bei starkem Wind in der Mühle arbeiten, dann spüren Sie die Kraft des Windes“, sagt der Müller. Es knackt und wackelt im Gebälk. Gleichzeitig liebt der 62-Jährige aber das Gefühl, wenn ein kräftiger Wind die schweren Mahlsteine rotieren lässt. „Bevor es elektrische Mühlen gab, waren Wind- und Wassermühlen überlebenswichtig für die Bevölkerung“, sagt er. Eine Tonne Mehl am Tag schafft die Beelitzer Mühle bei gutem Wetter. Aus einer Tonne Mehl lassen sich rund 1.000 Brote backen und damit 1.000 Familien ernähren. „Früher wurde daher auch mal 14 Stunden durchgearbeitet, wenn der Wind ordentlich blies“, erzählt Hyna. Finanziell lohnt sich die traditionelle Herstellungsweise des Mehls heute nicht mehr. Über drei Euro müsste der Müller für ein Kilo Mehl verlangen.

Dass die Mühle überhaupt noch existiert, ist einem Förderverein zu verdanken. Das über 200 Jahre alte Denkmal war 2005 nur noch eine Ruine und musste komplett rekonstruiert werden. „Es war gar nicht so leicht, dafür Experten zu finden“, sagt Hyna. Erst 2008 lief die neue Mühle reibungslos, nach über drei Jahren Bauzeit. Zu besonderen Anlässen lädt der Verein zum Mühlenfest. Dann feiern die Beelitzer ihr inoffizielles Wahrzeichen. Und zugleich eine Energie, die bis heute für den Menschen wichtig ist: den Wind.

Ausflugstipp:

Besuchen Sie die Beelitzer Bockwindmühle und bekommen Sie einen Einblick in das Müllerhandwerk von damals. Öffnungszeiten und Eintrittspreise finden Sie unter: www.beelitzer-bockwindmuehle.de

Wer einmal den Unterschied schmecken und ein Brot mit Mehl aus der Beelitzer Bockwindmühle kosten will, sollte das Mühlenbrot der Bäckerei Exner probieren. Das hundertprozentige Roggenbrot wird unter strengen Kriterien hergestellt und wurde bereits von der DLG prämiert. Filialen finden Sie unter: www.baeckerei-exner.de