Regionalität – jetzt erst recht! Brandenburger Direktvermarkter und Ernährungshandwerker tagten zu aktuell brennenden Themen
Datum: 20. Oktober 2022
Am Seddiner See – Am 20. Oktober fand die 15. Ausgabe des Tages der Direktvermarktung und des Ernährungshandwerks statt –umgesetzt vom Agrarmarketingverband pro agro und dem Forum ländlicher Raum – Netzwerk Brandenburg
70 Teilnehmer und 8 Referenten aus Unternehmen der Direktvermarktung und des Ernährungshandwerks im Land Brandenburg sowie Vertreter der regionalen Wirtschaftsförderung, der ländlichen Entwicklung und Gäste aus Politik und Vermarktung widmeten sich auf dieser Tagung aktuellen Fragestellungen der Branche.
Rund um die Fragen, wie die Verbraucher in der aktuellem Situation konsumieren, welche Prinzipien geeignet sind, um in einer unübersichtlichen Zeit gute Produkte dennoch zu starken regionalen Marken zu entwickeln, bereichert um Praxiserfahrungen aus der Direktvermarktung in Brandenburg, zu Vermarktungswegen, gelebter Zusammenarbeit in der Region oder autarker Energieversorgung wurden die existentiellen Themen der Branche diskutiert.
Laut eines Vortrages der Agrarmarktinformations-GmbH schrumpften von Januar bis August 2022 die Ausgaben auf allen Versorgungswegen, die von privaten Haushalten für den Einkauf frischer Lebensmittel sowohl deutschlandweit als auch in Brandenburg/Berlin genutzt werden. Im Vergleich zum Vorjahr geschah dies im teilwiese zweistelligen Prozentbereich. Lediglich die Ausgaben für den Einkauf beim Discounter stiegen sowohl im Bund (+5,8%) als auch in Brandenburg/Berlin (+8,3%). Die Ausgaben der Brandenburg-Berliner Haushalte für frische Lebensmittel vom Wochenmarkt und Direktvermarkter sanken hingegen um 26,4% bzw. 18,8 % (Bund: 16,2% bzw. 17,9%)
Im Jahr 2021 wurden in Brandenburg 801 Lebensmittelhandwerks- betriebe gezählt, dazu zählen insbesondere Fleischer, Bäcker, Konditoren sowie Brauer, Brenner, Müller, Mälzer. Die Fleischer und Bäcker gehören, mit Platz 21 (302 Betriebe) und 22 (300 Betriebe), sogar zu den 30 stärksten Berufsgruppen im brandenburgischen Handwerk überhaupt.
Das zu Jahresbeginn 2022 erhobene pro agro-Branchenbarometer ergab: Befragt nach den Vermarktungswegen mit dem stärksten Umsatz dominieren bei den Brandenburger Unternehmen die Vermarktung über Partner im Lebensmitteleinzelhandel (48% des Umsatzes) und über Hofläden/Direktvermarktung (40% des Umsatzes). Die Direktvermarktung ist damit nicht nur wichtiger Kommunikationsweg in Richtung Verbraucher, sondern vor allem wesentliches Vermarktungsstandbein.
Die wesentlichen Vorteile einer regionalen Versorgung liegen auf der Hand und gelten nicht nur in Krisenzeiten.
„Sichere, qualitativ hochwertige Lebensmittel direkt aus der Nachbarschaft!“ – „Produkte der kurzen Wege mit positivem CO2-Fussabdruck!“ – „Die Sicherung von Arbeitsplätzen – dort wo ich lebe und wo ich eine zukunftsfähige ländliche Infrastruktur erwarte!“ – „Unternehmen die hier ihre Steuern zahlen.“
Hanka Mittelstädt, Vorsitzende des Agrarmarktingverbandes pro agro betonte die Bedeutung der direktvermarktende Unternehmen und Unternehmen des Lebensmittelhandwerks für unsere Lebensmittelkultur, Lebensmittelqualität und für die Grundversorgung im ländlichen Raum und forderte:
„Die Relevanz unserer Unternehmen für die Grundversorgung, den Erhalt funktionierender, regionaler Kreisläufe und der ländlichen Kultur ist noch deutlicher durch alle politischen Reihen anzuerkennen: Wir brauchen mehr Planungssicherheit statt mehr Bürokratie und noch mehr sichtbares Handeln für die Stärkung der Region. Wir brauchen politische Einigkeit für die Relevanz unserer Branche in Brandenburg, dem Land der Hauptstadtregion, gerade in diesen schwierigen Zeiten. Wollen wir unsere Strukturen und Brandenburg als lebens- und liebenswertes Bundesland erhalten, sind wir aufeinander angewiesen.“
Staatssekretärin MLUK Anja Boudon zum Thema:
„Seit Jahren liegen regionale Produkte im Trend. Verbraucherinnen und Verbraucher wollen zunehmend wissen, woher ihre Lebensmittel stammen und greifen – auch aus Gründen des Klimaschutzes – erfreulicherweise häufig auf heimische Produkte, die ohne lange Lieferketten auskommen, zurück. Vor allem die Direktvermarktung punktet hier durch den unmittelbaren Kontakt mit den Erzeugerinnen und Erzeugern. Die aktuelle Energiekrise und die Inflation treffen jedoch auch die Direktvermarktung und lassen den Trend derzeit stocken. Neben entsprechenden Entlastungen der Verbraucherinnen und Verbraucher und der kleinen und mittelständischen Unternehmen, wie sie von der Bundesebene und dem Land Brandenburg bereits angekündigt wurden, setzen wir als Agrarressort neben der erforderlichen Unterstützung der Wettbewerbsfähigkeit der Betriebe auch auf den Ausbau regionaler Wertschöpfungsketten sowie die Stärkung des ländlichen Raumes und der klimaschonenden Landwirtschaft.“
Dr. Antje Pecher – Direktorin Heimvolkshochschule am Seddiner See
„Das Forum ländlicher Raum – Netzwerk Brandenburg ist die LEADER Vernetzungsstelle des Landes Brandenburg. Die Themen Regionalvermarktung und regionale Wertschöpfung sind ein wichtiges Handlungsfeld der ländlichen Entwicklung, das wir mit den LEADER Regionen im Land seit vielen Jahren bearbeiten. LEADER bringt im Bereich der Direktvermarktung nicht nur Fördermittel mit sondern auch Wissen über die Region. LEADER und Regionalvermarktung sind ein gutes Team!“
Hofladenbroschüre „Einkauf im Grünen“
Im Rahmen des Tages der Direktvermarktung und des Ernährungs-handwerks wurde auch die Neuauflage der beliebten Brandenburger Hofladenbroschüre „Einkauf im Grünen“ vorstellt. Vom Spreewald bis zur Uckermark, vom Havelland bis ins Seenland Oder-Spree finden sich hier insgesamt 670 Hofläden, Direktvermarkter, Landgasthöfe, Selbstpflückmöglichkeiten und lokale Produzenten in einem kompakten Kompendium, welches in dieser Form im Land Brandenburg einzigartig. Die Broschüre ab sofort sowohl als klassische Printpublikation, als auch als digitales Flipbook auf proagro.de verfügbar ist.
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Der Verband pro agro engagiert sich seit 30 Jahren für die Vernetzung und Vermarktung von Brandenburger Angeboten und Dienstleistungen aus den Bereichen Agrar- und Ernährungswirtschaft sowie Land- und Naturtourismus.
Das Forum ländlicher Raum – Netzwerk Brandenburg unterstützt seit 2008 die Aktivitäten der Lokalen Aktionsgruppen im LEADER-Prozess. Träger des Forums ist die Heimvolkshochschule am Seddiner See e.V. LEADER steht für die Verbindung zwischen Aktionen zur Entwicklung der ländlichen Wirtschaft und ist ein Förderinstrument der Europäischen Union zur Stärkung und Weiterentwicklung der ländlichen Räume.
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